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  • silvia1479

Schlüsselblume


Primula veris, officinalis (dieses Bild stammt aus Quelle: Google)

Himmelsschlüssel wurde sie schon von den alten Nordvölkern genannt, sie sahen darin den Schlüsselbund der Freya, die holde Göttin der Liebe, des Lebens und der Lebensfreude. Mit ihren goldenen Blütenschlüsseln öffnet sie jedes Jahr das Himmelstor und befreit den Frühling. Sie öffnet auch die Herzen, damit die Lebensfreude einziehen kann. Die christlichen Missionare nahmen der heidnischen Göttin den Schlüsselbund und gaben ihn Petrus, dem Himmeltorhüter. Mit den goldenen Schlüsseln öffnet er den Frommen die Himmelspforte und verschlisst sie vor den Bösen. Aus der volkstümlichen Erzählung erfahren wir, dass sich der Teufel eines Tages in den Himmel schleichen wollte, als Petrus ihn sah, erschrak er so sehr, dass er seinen Schlüsselbund fallen lies. Er fiel auf die Erde, und als die Schlüssel die Erde berührten, verwandelten sie sich in Schlüsselblumen. Herba Sancti Petri, Petrusschlüssel sind mittelalterliche Bezeichnungen dieser Pflanze. Da sie vom Himmel fiel, glaubte man sie helfe gegen Fallsucht und Schwindel. Seiltänzer trugen sie als Amulett, damit sie schwindelfrei in luftigen Höhen wandeln konnten und ihr Gleichgewicht behielten. Hieronymos Bock 1498 (war ein deutscher Botaniker, Arzt und lutherischer Prediger) verschrieb gebranntes Schlüsselblumenwasser bei Schwindel und Schlaganfällen. Laut Hildegard von Bingen (1098) nimmt das Schlüsselblümchen, sie nennt es Himelsluzele, seine Kräfte vorwiegend von der Sonne, weshalb es auch die Schwarzgalle unterdrückt. Die schwarze Galle ist für die Melancholie verantwortlich. Sie empfiehlt es auch bei Gicht. Für Kräuterpfarrer Künzle ist sie eines der feinsten Teekräuter. Sie fördert die Nierentätigkeit und führt Harnsäure und Schleim aus. Der Schlüsselblumentee ist jedem bekömmlich, dem Kind und dem Greis, in kranken und gesunden Tagen. Wer einen ganz feinen Tee haben will, nimmt frische Schlüsselblumen, übergiesst sie mit heissem Wasser und lässt ihn 20 Minuten ziehen, abgiessen und mit Zucker oder Honig süssen. Dieser Tee ist herrlich goldgelb und aromatisch. Er verrät uns auch einen feinen Schlüsselblumenlikör. Man nimmt eine Handvoll Blüten, übergiesst sie mit 1/3 Feinsprit und 2/3 Wasser, ich bevorzuge einen Klaren oder Doppelkorn, stellt alles 8-10 Tage an die Sonne, mischt noch ein wenig Pfefferminze dazu. Danach siebt man die Flüssigkeit ab und gibt auf einen Liter 1Pfund Zucker dazu, füllt in Flaschen ab und verkorkt sie. Heute verwendet man die Pflanze hauptsächlich als auswurf- und hustenförderndes Mittel bei Erkältungskrankheiten, insbesondere bei trockener Bronchitis, Lungenentzündung, Keuchhusten, grippalen Infekten und chronischer Verstopfung und zur Förderung der Harnausscheidung. Verwendet werden Blüten und Wurzeln. In den Wurzeln befinden sich die wirksamsten Inhaltsstoffe. Ihren Wert gewinnen sie vor allem durch den hohen Saponingehalt, aber auch durch Schleimstoffe und Glykoside wie das Primulaverin. Die Blüten enthalten weniger Saponine und wirken schwächer. Sie enthalten das meiste ätherische Öl, das beruhigend wirkt. Ein Tee aus den Blüten wirkt mild gegen Schlaflosigkeit und nervöse Spannungen und kann auch bei Kopfschmerzen getrunken werden. In der Homöopathie behandelt man mit dem verdünnten Extrakt der frischen Schlüsselblume Neuralgien, Migräne und Nierenerkrankungen. Äusserlich benutzt man einen Absud aus der Wurzel als Badezusatz bei Rheuma, Quetschungen und Wunden. Kulinarisch bietet uns die Schlüsselblume auch einiges, die jungen Blätter im Salat, Kräutersuppe und Gemüse. Man kann sie allein, aber auch mit anderen Wildkräutern zusammen verwenden. Für Essigkreationen kann man die Blüten benützen. Die getrockneten Blüten nimmt man wegen ihres Zuckergehalts als Zusatz zu Milchsuppen und Kuchen. Wer erinnert sich nicht daran? Als Kinder haben wir die Blüten aus gezupft und aus gelutscht und uns an dem Duft erfreut. Gerade jetzt im beginnenden Frühling können wir uns mit einer Wildkräutersuppe stärken und die Winterschlacken aus unserem Körper vertreiben: Schlüsselblumenblätter, Sauerampfer, Löwenzahn, Schafgarbe oder Bocksbart, ein wenig Feldquendel oder Gundermann, waschen und grob zerschneiden. Eine Zwiebel anbraten, wer es däftig mag, mit Speck und mit Wasser aufgiessen, einen Schuss Weisswein, verfeinert unsere Suppe noch dazu. Gewürzt wird mit Brühe, Salz, Pfeffer und Muskat. Die Kräuter hinein und kurz mitkochen. Wer mag kann es noch pürrieren. Sahne steif schlagen und eine Haube in den Teller geben, dazu passt gut geröstetes Brot mit Butter und Knoblauch. Guten Appetit! Wir wollen aber nicht ganz die Botanik vergessen! Die in Mitteleuropa heimische Schlüsselblume aus der Familie der Primelgewächse (Primulaceae) ist vielen besser bekannt unter dem Oberbegriff Primel. Sie wachsen auf Wiesen und an Waldrändern. Die krautige 10-20 cm hohe Pflanze hat einen ausdauernden kurzen, braunen Wurzelstock. Die grundständigen Blätter gehen rosettenförmig aus der Wurzel hervor. Die dottergelben, sehr wohlriechenden Blüten stehen in Dolden auf Stielen. Sie blühen von den März bis Mai. Verwechselt kann die Schlüsselblume (Primula veris) mit der auch meist gesellig vorkommenden Primula elatio = Hohe Schlüsselblume werden.


(dieses Bild stammt aus Quelle: Google)

Die Merkmale mit denen sich die Echte Schlüsselblume unter anderem von der Hohen Schlüsselblume unterscheidet, sind die dottergelben, stark duftenden Blüten mit ihren fünf orangefarbenen Flecken (Saftmale) im Schlund der Blüte. Die Hohe Schlüsselblume dagegen duftet weniger stark und der Schlund ihrer Blüten ist goldgelb. Der Blütenkelch ist bei der Echten Schlüsselblume blassgrün, bauchig und glockig, während er bei der Hohen Schlüsselblume eng an den Blütenkronblättern anliegt.



Beide Arten gehören zu den geschützten Pflanzen. Sie stehen unter Naturschutz und dürfen nicht ausgegraben werden. Sie können sich Jungpflanzen in der Gärtnerei besorgen. Der Gattungsname Primula ist die Verkleinerungsform des lateinischen prima

(die erste), als Hinweis auf die ersten unter den Frühlingsblumen. Auch der Artname veris vom lateinischen ver (Frühling) ist ein entsprechender Hinweis. Geniessen Sie den Frühling und stecken Sie Ihre Nase einmal in eine wohlriechende Blüte!

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