Auf den Wiesen sehen wir schon hier und da das Gänseblümschen, wem geht da nicht das Herz auf – ein Frühlingsbote! Die Lieblichkeit des Gänseblümchen hat auch Carl Linnaeus (oder auch Carl von Linné, schwedischer Botaniker 1707-1778), berüht. Er gab der Blume den wissenschaftlichen Namen Bellis perennis, lat. bellus = schön und perennis = ausdauernd, per = durch und annus = Jahr. Eine zutreffende Bezeichnung, denn die Schönheit dieser Blume währt das ganze Jahr hindurch. Sie kann jeden Monat blühen, sogar im Winter, wenn die Schneedecke geschmolzen ist und die Sonne immer wieder scheint. „Wenn du mit einem Fuss auf 7 Gänseblümchen treten kannst, dann ist Frühling“, so heisst es in England.
Die Bezeichnungen Osterblümel (Schlesien), fleur de pâques oder pâquerette (Frankreich) ist eine Erinnerung an den Kult der Frühlingsgöttin und nach der christlichen Missionierung wurde es auf die Jungfrau Maria übertragen und so wurde das Gänseblümchen zu Marienblümchen und zum Chline Mareieli in Schaffhausen. Weitere wohlbekannte Namen sind Margritli, Massliebchen und Tausendschön. Schon von Alters her verwendete man es für heilkundliche Zwecke. Bei den Germanen war es der Frühlingsgöttin Ostara geweiht und sollte gegen alle Mangelerkrankungen des Winters helfen. Im Mittelalter benützte man Gänseblümchen-Salat zur Stuhlregulierung. Seine den Stoffwechsel aktivierende Wirkung wurde bereits zu Zeiten des Tabernaemontanus (er war ein deutscher Arzt und Apotheker sowie Professor für Medizin und Botanik 1525-1590) gepriesen, man empfahl das Kraut wärmstens als Salatbeigabe oder Suppenzutat. Äusserlich haben sich Packungen und Auflagen mit frischem Gänseblümchenkraut bei Quetschungen, Prellungen und Venenleiden bewährt. Ein Umschlag aus frischen Blüten heilt Wunden, Ekzeme und Hautausschläge. Im Frühling einige Wochen lang täglich das Kraut unter Salate und Quark gemischt, ist die beste Blutreinigungskur, es regt den Stoffwechsel der Leber und Galle an, ist leicht abführend, aber auch stärkend, krampflösend und schmerzstillend. Deshalb ist es auch bei Leberstörungen, sowie Nieren- und Blasenerkrankungen angezeigt, ebenso bei Verdauungsstörungen infolge von Gärungen im Darm. Die Blüten sind eine schöne Dekoration und kandiert schmecken sie herrlich zum Dessert oder auf Kuchen, die Knospen eingelegt in Essig (Estragon-Essig ist zu empfehlen, da er sehr würzig ist, es geht aber auch jeder andere Essig) sind ein Kapernersatz.
Für unsere Schönheit: Für ein reinigendes und beruhigendes Gesichtswasser bei fettender Haut 4 Teelöffel Gänseblümchenblüten mit 100 Milliliter heissem Wasser übergiessen und zugedeckt 8 Minuten ziehen lassen. Den Aufguss abfiltern und mit einem Wattebausch das Gesicht reinigen. Wer es haltbar machen möchte, fügt noch 20 Milliliter 90 % igen Weingeist aus der Apotheke hinzu. (Weingeist besteht fast ausschliesslich aus reinem Ethanol = Trinkalkohol und wird aus der alkoholischen Gärung landwirtschaftlicher Rohstoffe wie Obst, Getreide oder Kartoffeln gewonnen.) Gut mischen und in saubere Flaschen füllen und gut verschlossen im Kühlschrank aufbewahren. Bei empfindlicher Haut würde ich nur die Teeabkochung empfehlen, da der Alkohol die Haut austrocknet. Wenn Sie Ihren Gaumen mit einer Gänseblümchen–Sauce verwöhnen wollen: Eine Zwiebel anbraten, Mehlschwitze (Bechamel) vorbereiten, kleingehackte Gänseblümchen-und Blätter in die Mehlschwitze geben, die angebratenen Zwiebeln hinzufügen und mit Milch oder Weisswein aufgiessen. Mit Schnittlauch und Zitronensaft würzen. Für die herzhafteren mit angebratenem Speck und Sahne verfeinern. Passt gut zu Kartoffeln, Reis oder Nudeln und einem Steak. Die einfachste Variante wäre ein Butterbrot mit Gänseblümchen, darüber freuen sich sicherlich auch Ihre Kinder. Aus dem Volksglauben gibt es auch noch einiges zu erzählen: Die Wurzel um den Hals gehängt soll Glück und Verstand bringen. Die ersten 3 Gänseblümchen, die man im Frühjahr findet galten als besonders heilkräftig. Man darf sie aber nicht mit den Fingern pflücken, sondern mit den Zähnen abbeissen und sofort ungekaut verschlucken. Tut man dies, dann bleibt man das ganze Jahr über von Fieber, Triefaugen und Zahnschmerzen verschont. In Skandinavien wurden alle Korbblütler deren eidottergelbe Blütenscheibe von einem Strahlenkranz weisser Randblütenblätter umgeben sind, wie auch die Kamille und Margerite als Baldurs Auge bezeichnet. In England Day`s eye = Auge des Tage, so entstand der Name Daisy. Bei schlechtem Wetter bleiben die Blüten geschlossen und so bald die Sonne scheint, recken sich die Blüten ihr entgegen.
Wer erinnert sich nicht gerne an seine Kindheit, als wir Gänseblümchen sammelten und daraus Blütenketten-und Kränze gemacht haben oder ein beliebtes Spiel "er liebt mich - er liebt mich nicht" gespielt haben. Vielleicht inspiriert Sie der Anblick einer Wiese mit Gänseblümchen mal wieder zum Spielen!
Viel Spass beim Ausprobieren und guten Appetit!
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