Das natürliche „After Eight“
Die Gundelrebe oder auch Gundermann genannt, ist eines der besten Dessertüberraschungen die man sich vorstellen kann. Schokolade (für Erwachsene Zartbitter mit hohem Kakaoanteil, für Kinder Milchschokolade) im Wasserbad schmelzen und die Gundelrebenblätter damit bestreichen, auf Backpapier legen und ab in den Kühlschrank. Da sie eine kriechende Pflanze ist, kann man an einem Stengel mehrere Blättchen haben und das macht Spass sie so „abzunagen“. Zu diesen Schokistängeli passt Bananenquark mit klein geschnittener Gundelrebe vorzüglich.
Da die Gundelrebe sehr aromatisch ist, muss man sie vorsichtig dosieren. Sie ist nicht nur für den Nachtisch zu gebrauchen, auch als Gemüse, in der Suppe, in der Quiche, im Omelette, im Quark als Brotaufstrich ist sie köstlich. Die Blüten sind eine sehr schöne Dekoration für Salate, Desserts oder das Butterbrot. Jetzt sind dann bald die Erdbeeren reif, die beiden sind eine wunderschöne Farbkombination.
Als Heilmittel hat sie schon Hildegard von Bingen verwendet, sie empfahl sie bei Erschöpfungszuständen, ihre schleimlösende Wirkung bei Katarrh kannte man bereits im Mittelalter. Bei Kräuterpfarrer Künzle finden wir eine ganze Reihe von Anwendungsmöglichkeiten: „Gundelrebentee vertreibt die Würmer; Nervenkopfschmerz verschwindet, wenn man Gundelrebentee in die Nase hinaufschnupft; bei Ohrenleiden benützt man einen Tee von Gundelrebe, Salbei und Schafgarbe zu Ohrenspülungen; Menschen, die an Fussgicht leiden, ist ein Gundelreben-Fussbad heilsam.“ Bei Wolf-Dieter Storl ist zu lesen, dass der Tee Schwermetalle ausleitet und heilende Wirkung auf die Niere hat. Er empfiehlt Gundelrebe in fetter Ziegenmilch gekocht bei Bronchtis und Lungenleiden.
Im Namen Gundermann ist das altgermanische Wort Gund = Eiter enthalten, da das Kraut zur Behandlung von schlecht heilenden Wunden verwendet wurde.
Auch bei Eiterzähnen, Abszessen, Zahnfisteln kann sie den Eiter austreiben. Die botanische Bezeichnung Glechoma leitet sich vom griechischen Wort Glechon = Poleiminze ab und nimmt Bezug zum minzenartigen Geruch der Pflanze. Hederacea stammt aus dem Lateinischen und bedeutet efeuartig, ein Hinweis darauf, wie die Pflanze wächst. Sie besitzt noch weitere Namen wie Donnerrebe, wilde Petersilie, Erdefeu, Guck durch den Zaun, Blauhulder, Buldermann, Gundelkraut, Frauenrebe lassen auf eine lange Tradition als Heilpflanze schliessen. Einen anderen Anwendungsbereich hatte das Kraut bis ins 17.Jahrhundert hinein in England. Es wurde zum Bierbrauen verwendet, bis es dann vom Hopfen abgelöst wurde. Sie enthält Gerb-Bitterstoffe, ätherische Öle, Mineralstoffe und Vitamin C. Ihre stoffwechselanregende Funktion wird gerne bei Frühjahrskuren genutzt. Sie gehört zu den Lippenblütlern (Lamiaceae) und bevorzugt feuchte, leicht schattige Plätze, unter Hecken, Wegrändern oder Mauernischen. Das Kraut wird bis zu 15 cm hoch und bildet eine Art Teppich. Aus den vierkantigen Stengeln wachsen herz-nierenförmige Blätter hervor, die am Rande gekerbt sind. Nach dem Verblühen legen sie sich auf den Boden, schlagen Wurzeln und wachsen als Kriechtriebe weiter. Ihre Blüten sind lila bis bläulich.
Auch als Zaubermittel wurde sie verwendet; bei den Germanen stand sie als Sitz der Hausgeister in hohem Ansehen, im Volksglauben hilft sie gegen Behexung des Viehs, wenn Kühe schlechte Milch gaben oder der Milchfluss versiegt war, dann wand man Kränze aus Gundelrebe, durch die hindurch die Kuh unter Aufsagen von Zaubersprüchen gemolken wurde, und gab ihr den Kranz anschliessend zum Fressen. Heute weiss man, dass die Gundelrebe die Milch auch ohne Aufsagen von Zaubersprüchen wieder zum Fliessen bringt. Und wie erkennt man eine Hexe, wenn man mit einem Kranz auf dem Kopf übers Feuer springt. Dass sie hellseherisch macht, ist ein weitverbreiteter Aberglaube. Wie auch immer Sie die Gundelrebe nutzen, ich wünsche Ihnen viel Spass dabei!
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